Interview mit Bürgermeisterkandidat Jelle Kuiper

Jelle, wo kommst du her?

Ich bin gebürtiger Niederländer, aber schon seit 2000 `weg` aus Holland. Von den letzten 15 Jahren verbrachte ich mit meiner Familie vier in Südamerika. Ansonsten war ich elf Jahre in Deutschland, davon sieben in Woltersdorf.

Und deine Familie – woher kommt deine Frau?

Ich bin mit Doreen Eick verheiratet, sie ist in Zinnowitz an der Ostsee aufgewachsen. Wir haben drei Söhne. Übrigens bin ich 45 Jahre alt.

Was hast du bisher beruflich gemacht?

Nach meinem Geografie-Studium an der Universität Utrecht habe ich zunächst als Reiseführer in Nahost gearbeitet. Danach war ich drei Jahre bei einer niederländischen Stiftung tätig, die Umweltschutzverbände in Osteuropa unterstützt. Ich habe viele Umweltverbände von Bulgarien bis Estland bei der Projektarbeit und deren Kampagnen begleitet. Eine sehr spannende Zeit!

Und dann?

2000 sind meine Frau und ich nach Berlin umgezogen. Da war ich dann für mehrere Umweltverbände für europäische Fluss- und Klimaschutzprojekte zuständig. Danach wurde ich Bundesgeschäftsführer der Jugendabteilung von Grüne/B90. Dann bekamen wir die Chance, für zwei Jahre nach Venezuela umzuziehen. Dort arbeitete ich als Journalist – hauptsächlich für niederländische Zeitungen.

2006 seid ihr dann nach Woltersdorf gekommen?

Richtig, von Venezuela aus sind wir in die Interlakenstraße gezogen. Obwohl wir anfangs niemanden in Woltersdorf kannten, hatte ich schon in Venezuela im Internet gelesen, dass Woltersdorf schöne Seen, eine gute Anbindung nach Berlin und auch eine wachsende Bevölkerung mit vielen Kindern hat. Alles positiv! In den letzten Jahren habe ich viel als freier Journalist gearbeitet. Ich habe ein Buch über die ehemalige DDR geschrieben, das in Holland verlegt wurde. 2012 und 2013 waren wir dann in Kolumbien. Neben meiner Arbeit als Journalist importiere ich mittlerweile auch umweltfreundlich produzierten kolumbianischen Kaffee. Ansonsten begleite ich Fahrradgruppen durch Berlin und bin dabei, einen Reiseführer über Berlin zu schreiben.

Nicht gerade eine Standardkarriere …

Nein, aber die habe ich auch nie angestrebt. Mir war es bisher immer wichtiger, Erfahrungen im Leben zu sammeln. Das ist ziemlich gut gelungen.

Und jetzt?

Jetzt befinde ich mich sozusagen im nächsten Lebensabschnitt. Meine Familie und ich sind sehr zufrieden in Woltersdorf, unsere Jungs wollen hier bleiben und hier in der Umgebung auch ihre Schule beenden.

Also?

Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Bürgermeisterkandidatur. Mit einer Unterbrechung von zwei Jahren bin ich schon seit 2008 Gemeindevertreter in Woltersdorf. Ich habe mittlerweile viel Erfahrung in der Gemeindepolitik, war eine Weile Bauausschussvorsitzender. Auch für Grüne/B90 hatte ich schon viele politische Funktionen inne.

Warum meinst du die richtige Person für das Amt des Bürgermeisters zu sein?

Ich habe mittlerweile viel Erfahrung in der Politik, bin aber auch noch relativ jung und voller Energie. Ich hatte immer mit sehr unterschiedlichen Personen und Gruppierungen zu tun. Ich meine, ausgleichend wirken zu können, sehe mich selbst vor allem als Moderator, weiß aber auch, wie Teamleitung funktioniert. Als diplomierter Geograf habe ich immer einen `planologischen Blick` auf das Ortsgeschehen. Außerdem habe ich Ideen, wie sich Woltersdorf weiterentwickeln soll.

Na, dann schieß mal los!

Zuerst gibt es die wichtigen Aufgaben, die uns allen bekannt sein mögen. Es geht um den Schulneubau, zusätzliche Kita-Plätze, den Ausbau der Schleusenstraße, den weiteren Ausbau der Infrastruktur in Woltersdorf und – auch sehr wichtig – die Stärkung der Verwaltung.

War´s das?

Nein, das war´s längst nicht. Wir sollten die demographische Entwicklung als Herausforderung annehmen. Wir sollten nicht länger so tun, als ob wir ein ruhiger Schlafort, losgelöst von dem Rest der Welt sind. Woltersdorf liegt 30 Kilometer vom Zentrum einer Metropole! Der Druck auf Berlin nimmt zu und damit auch der Druck auf Woltersdorf. Flughafenlärm, rar werdende Grundstücke, Preissteigerungen für Immobilien, ein zunehmender Bedarf an Schulen und sozialen Angeboten, aber es ist auch mit mehr Druck auf unsere Infrastruktur zu rechnen. Außerdem wird die Bevölkerung immer älter, immer mehr Woltersdorfer/innen wollen statt eines großen Hauses eine Wohnung. Und die Welt hört nicht an unseren Ortsgrenzen auf: Flüchtlinge kommen nach Deutschland, sie brauchen auch einen Platz in unserem Ort.

Was sonst noch?

Infrastrukturell sollten wir vorausschauender arbeiten. Während wir in Woltersdorf noch dabei sind, Straßen zu asphaltieren, wird anderorts über verkehrsberuhigte Straßen nachgedacht. Wir sollten viel mehr von Erfahrungen aus anderen Gemeinden lernen. Der Radweg Richtung Erkner ist von wesentlicher Bedeutung für Berufspendler und Schüler, befindet sich aber in einem miserablen Zustand. Wir könnten viel mehr mit umliegenden Gemeinden kooperieren. Auch sollten wir den Tourismus in Woltersdorf als Wirtschaftsfaktor entwickeln, im Rad- und Wander-tourismusbereich gibt es da Riesenmöglichkeiten.

Wie willst du deine Ideen umsetzen?

Ich will Denkanstöße geben, letztendlich müssen die Abgeordneten aber die Ideen unterstützen, das ist mir schon klar. Mit der Brechstange geht das nicht. Deswegen hoffe ich auf einen sachlichen Umgang mit den Fraktionen. Ich bin da guter Dinge; langsam findet eine Verjüngung der Abgeordneten statt. Außerdem gehe ich davon aus, dass es in der Verwaltung in den nächsten Jahren auch positive Änderungen geben wird. Übrigens würde es mich freuen, wenn sich auch mehr Frauen an der Ortspolitik in Woltersdorf beteiligen würden, das würde manches typische Männergehabe vielleicht zurückdrängen.

Wie bewertest du die Arbeit deines Vorgängers?

Dr. Rainer Vogel war einer der allerersten grünen Bürgermeister in den neuen Bundesländern! Ich bin stolz darauf, dass wir das in Woltersdorf geschafft haben. Dass so ein Bürgermeister auch auf Widerstand stößt, war zu erwarten. Die politischen Fraktionen, die nicht ganz zufrieden mit der Arbeit von Dr. Vogel waren, sollten sich aber selbst an die Nase fassen, denn sie hatten vor fünf Jahren genauso wie wir die Chance, einen eigenen Kandidaten auf zu stellen. Haben sie aber nicht! Ich sehe es als Aufgabe für eine fortschrittliche Partei wie Grüne/B90, mit neuen Ideen zu kommen und alte Strukturen aufzubrechen. Das ist uns gelungen und viele in Woltersdorf sind darüber froh. Die Ortspolitik ist dank uns offener, lebendiger und vielseitiger geworden.

Hast du eine Chance, Bürgermeister zu werden?

Ja natürlich, warum nicht? Grüne/B90 ist zwar eine relativ kleine Partei, aber wir haben 2010 auch die Sensation geschafft: Wir Grüne haben den Bürgermeister gestellt. Wir hatten damals den richtigen Riecher, haben gespürt, dass die Woltersdorferinnen und Woltersdorfer Änderungen wollten. Ich gehe davon aus, dass das weiterhin so ist. Mit meiner Erfahrung, Ideen und Weitsicht bin ich guter Hoffnung, dass es auch jetzt klappen wird. Uns soll keiner unterschätzen! Deswegen bitte ich um die Stimme der WoltersdorferInnen.

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